Der „Knudsen-Taunus“ mit der markanten Nase
Mit dem Modelljahr 1970 präsentierte Ford eine völlig neue Generation des Taunus – intern als TC (Taunus-Cortina) bezeichnet. Das neue Modell war nicht nur in Deutschland, sondern europaweit einheitlich konzipiert und basierte auf einer gemeinsamen Plattform mit dem britischen Ford Cortina. Verantwortlich für das eigenwillige Frontdesign mit der markanten „Nase“ war der damalige Ford-Europa-Chef Semon E. „Bunkie“ Knudsen, dem der Wagen später auch seinen Spitznamen „Knudsen-Taunus“ verdankte.
Technik und Motoren
Technisch setzte Ford auf bewährte Hausmannskost. Es gab sowohl klassische Reihenvierzylinder als auch die beliebten V6-Motoren:
Die Kraftübertragung erfolgte über ein 4-Gang-Schaltgetriebe oder eine 3-Gang-Automatik, die vor allem mit den größeren Motoren kombiniert wurde. Alle Modelle verfügten über Hinterradantrieb, vorne gab es Einzelradaufhängung mit McPherson-Federbeinen, hinten eine Starrachse mit Schraubenfedern.
Nach der erfolgreichen Einführung des Taunus 71 nahm Ford 1973 erste optische und technische Anpassungen vor. Das Ziel: den Taunus zu modernisieren und ihm ein weniger polarisierendes Erscheinungsbild zu verleihen – insbesondere die auffällige „Knudsen-Nase“ wurde deutlich entschärft. Das Facelift brachte damit mehr Mainstream-Charakter in die Baureihe, ohne ihren Wiedererkennungswert aufzugeben.
Design und Karosserie
Die auffälligste Änderung war die glatter gestaltete Frontpartie. Die Motorhaube verlor ihre Spitze, der Kühlergrill wurde überarbeitet und wirkte nun breiter und integrierter. Die Scheinwerfer bekamen neue Einfassungen, und das Ford-Logo rückte nun zentraler in den Fokus. Insgesamt wirkte der Taunus nun ruhiger, gefälliger und erwachsener.
Die Karosserievarianten blieben unverändert:
Neu war eine überarbeitete Lackpalette mit zeittypischen Farben wie Olivgrün, Senfgelb oder Kupfermetallik – ganz im Stil der frühen 70er.
Technik und Motoren
Auch unter der Haube gab es kleinere Modifikationen:
Die Motoren wurden überarbeitet, vor allem in Bezug auf Verbrauch und Emissionen. Das Leistungsspektrum blieb jedoch ähnlich:
Das Fahrwerk wurde sanft nachjustiert, um das Komfortniveau zu erhöhen und die Seitenneigung in Kurven etwas zu reduzieren – ein häufig geäußerter Kritikpunkt des Vormodells.
Innenraum und Komfort
Der Innenraum wurde leicht aufgewertet. Neue Sitzstoffe, verbesserte Türverkleidungen und ein überarbeitetes Armaturenbrett mit besser ablesbaren Instrumenten machten den Taunus 74 spürbar moderner. Auf Wunsch gab es eine Zentralverriegelung, besseres Radiozubehör und beheizbare Heckscheiben.
Verkaufszahlen und Resonanz
Der Taunus 74 war weniger revolutionär als sein Vorgänger, dafür deutlich konsensfähiger. Vor allem Flottenkunden, Behörden und Handwerksbetriebe schätzten die verbesserte Alltagstauglichkeit und das solide Fahrverhalten.
Im Jahr 1975 unterzog Ford den Taunus der ersten Modellgeneration ein letztes Mal einem Facelift. Es war das abschließende Update, bevor 1976 die zweite Generation mit neuer Plattform startete. Der Taunus 75 war damit eine Art Übergangsmodell – optisch noch stark verwandt mit dem 74er, technisch aber schon punktuell verbessert und auf einen moderneren Standard gebracht.
Design und Karosserie
Auch beim Taunus 75 blieb die Grundform erhalten, doch die Frontgestaltung wurde nochmals geglättet. Der Grill erhielt ein feineres Muster, die Stoßstangen wurden weiter integriert, und die Chromanteile etwas reduziert – ganz im Trend der Zeit, die sich langsam von üppiger Zier zurückzog.
Kleine Detailänderungen wie veränderte Rückleuchten, neue Felgendesigns und zusätzliche Zierleisten unterschieden den 75er äußerlich vom Vorgänger.
Erhältlich waren weiterhin:
Letzterer erfreute sich wachsender Beliebtheit – gerade als Firmenfahrzeug und Handwerkerkombi.
Technik und Motoren
Technisch wurde der Taunus 75 weiterentwickelt, ohne grundlegende Änderungen. Die Motoren blieben im Programm, wurden aber zugunsten der Abgasreinigung leicht modifiziert:
Die Abstimmung von Lenkung, Dämpfung und Getriebe wurde weiter verfeinert. Neu war eine optionale Lenkradschaltung in bestimmten Ausstattungen – eine praktische Lösung für Vielfahrer oder Taxibetriebe.
Ausstattung und Alltagstauglichkeit
Beim Komfort legte der Taunus nochmals zu. Schon die Basisversion bot ein akzeptables Maß an Ausstattung, während XL- und GXL-Modelle inzwischen serienmäßig mit Teppichboden, Zigarettenanzünder, Radio und Kopfstützen vorne kamen. Auf Wunsch gab es elektrische Antenne, Nebelscheinwerfer oder Automatikgetriebe – Features, die ihn zur fast luxuriösen Mittelklasse machten.
Bedeutung
Der Taunus 75 war der letzte Vertreter einer Formensprache, die sich an den großen US-Vorbildern orientierte. Für viele Kunden war er der ideale Kompromiss aus bewährter Technik, solidem Komfort und bezahlbarem Unterhalt – und ist heute als Facelift-Variante eher selten auf Treffen zu finden.
Mit dem Jahr 1976 begann für den Taunus eine neue Ära: Die zweite Modellgeneration wurde vorgestellt – mit völlig neuer Plattform, modernisiertem Design und einer klaren Orientierung an internationalen Trends. Der neue Taunus, intern als TC2 geführt, hatte nur noch wenig mit dem „Knudsen-Taunus“ gemeinsam und präsentierte sich deutlich sachlicher, funktionaler – und doch unverkennbar als Ford.
Design und Karosserie
Die auffällige Frontnase war verschwunden. Stattdessen prägte nun ein breiter, flacher Kühlergrill mit rechteckigen Scheinwerfern das Gesicht des Taunus. Die Form war kantiger, geradliniger und europäischer geworden. Viele sahen in ihm eine stilistische Annäherung an die damaligen Opel-Modelle – was allerdings der Aerodynamik und Alltagstauglichkeit zugutekam.
Es gab wieder die drei Hauptvarianten:
Das Coupé verschwand aus dem Programm – eine Entscheidung, die sportlich orientierte Kunden enttäuschte, aber aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar war.
Technik und Motoren
Der Taunus TC2 basierte auf einer neuen Plattform, mit verbesserter Karosseriesteifigkeit und optimierter Fahrwerksabstimmung. Auch die Motorenpalette wurde überarbeitet:
Die Motoren waren robust und wartungsfreundlich. Auf Wunsch gab es weiterhin Automatikgetriebe, wobei vor allem der 2.3-Liter V6 mit Automatik ein beliebtes „Reisekommando“ darstellte.
Innenraum und Ausstattung
Im Innenraum ging es nun sachlicher und moderner zu. Große Tachoanzeigen, klar gegliederte Schalter und verbesserte Materialien sorgten für ein angenehmeres Fahrerlebnis. Ab der Ausstattung L gab es serienmäßig Teppichboden, besser gepolsterte Sitze und Heizgebläse. Ghia-Modelle boten fast Oberklasse-Komfort, inklusive Holzimitat, Velours und optionaler Klimaanlage.
Akzeptanz und Zielgruppe
Der neue Taunus kam gut an – sowohl bei Privatkunden als auch im gewerblichen Bereich. Besonders beliebt war er als Außendienstfahrzeug, Taxi oder Familienkutsche. Seine einfache Technik, sein gutes Platzangebot und der faire Preis machten ihn zu einem soliden Mittelklasse-Allrounder.
Mit dem Facelift von 1979 läutete Ford die letzte Evolutionsstufe des Taunus ein. Noch einmal wurde die zweite Modellgeneration technisch und optisch überarbeitet – mit dem Ziel, den Wagen frischer, moderner und marktnäher zu gestalten. Der Taunus 80 war somit das Schlusskapitel einer langen Modellgeschichte, bevor der Sierra 1982 das Erbe antrat.
Design und Karosserie
Das äußere Erscheinungsbild wurde gezielt modernisiert:
Die Seitenlinie blieb kantig, aber straffer. Auch die Rückleuchten wurden neu gezeichnet und gaben dem Heck eine klarere Form. Insgesamt wirkte der Taunus nun weniger konservativ und mehr am Design der 80er Jahre orientiert.
Die Karosserievarianten blieben wie gehabt:
Das einst angebotene Coupé war weiterhin nicht mehr im Programm.
Technik und Motoren
Technisch wurden vor allem Fahrwerk und Bremsen überarbeitet. Die Lenkung wurde direkter abgestimmt, und einige Motorvarianten bekamen leistungsoptimierte Vergaser sowie eine bessere Abgasreinigung.
Das Motorenangebot im Überblick:
Neu war die Kombination von wirtschaftlicher Abstimmung mit weiterhin robustem Aufbau – ein Merkmal, das viele Vielfahrer zu schätzen wussten.
Innenraum und Komfort
Der Innenraum wurde nochmals aufgewertet: Neue Stoffe, modernere Lenkräder und klarer gestaltete Armaturen sorgten für ein angenehmeres Ambiente. Die Ghia-Versionen boten inzwischen ein fast schon luxuriöses Fahrerlebnis, inklusive elektrischer Außenspiegel, Leselampen, Drehzahlmesser und optionalem elektrischen Schiebedach.
Ein besonderes Highlight war die erstmals erhältliche Servolenkung in bestimmten Versionen – sie machte das Fahren in der Stadt deutlich entspannter.
Abschied eines Klassikers
Der Ford Taunus 80 war der letzte seiner Art: klassisch, mit Hinterradantrieb, konventioneller Karosserie und solide arbeitender Technik. Als 1982 der futuristisch gezeichnete Ford Sierra erschien, bedeutete das einen radikalen Bruch – technisch, optisch und in der Markenstrategie.
Heute gilt der Taunus 80 als gesuchter Youngtimer, insbesondere in gut ausgestatteten Ghia-Versionen oder mit V6-Motor. Sein verhaltener, aber zuverlässiger Charme begeistert Fans, die klassischen Limousinen mehr abgewinnen als aerodynamischen Experimenten.
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Über den Autor
Mit Retrothek.de widmet er sich der Welt von Retro- und Vintage-Themen.
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Christian Hinzmann ist IHK-geprüfter Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung und zertifizierter Microsoft-Experte.
Er betreibt die 1997 gegründete Internet-Agentur BlauWeb Internet-Solutions und ist Gründer des CMS-Systems cmsGENIAL,
mit dem er über 350 Web- und Internet-Projekte erfolgreich umgesetzt hat.
Seine Schwerpunkte liegen in Web-Programmierung, SEO, Social Media, Content-Creation und Online-Marketing.
Ob als Web-Experte, Redakteur oder Branchenkenner – Christian Hinzmann verbindet technisches Know-how
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