Der Ford Taunus 12 M war nie ein Aufreißer, nie ein Statussymbol – aber genau das machte ihn zum unvergessenen Helden des Alltags. Vom Weltkugel-Taunus der frühen 1950er bis zum sachlich gezeichneten P6-Modell der späten 1960er begleitete der 12 M Millionen Deutsche durch ihre ersten Urlaube, Lehrjahre und Familiengründungen. Und unterwegs sammelte er Anekdoten, Geschichten – und sogar ein bisschen Kultstatus.
Der 12 M im Film, Funk & Fernsehen
„Der letzte Fußgänger“ (1960)
In dieser Heinz-Erhardt-Komödie fährt ein 12 M der frühen Baujahre durchs Bild – noch rund, noch verchromt, ganz der "brave Bürger" auf vier Rädern.
„Polizeiruf 110“ & „Tatort“ (1970er)
Späte P6-Modelle wurden in Nebenrollen gern als Zivilfahrzeuge, Taxi oder Täterauto eingesetzt. Kein Wunder: Er war im echten Leben ja auch überall präsent.
Werbefilme der 1950er/60er
Ford selbst drehte etliche nostalgische Werbefilme, in denen der 12 M über Alpenpässe fuhr, Hängerkupplung zog oder Picknick-Körbe transportierte – und dabei stets mit der Botschaft: „Der neue Ford 12 M – macht jeden Weg leicht.“
Kurioses aus dem echten Leben
Der Hochzeits-12 M:
In vielen ländlichen Regionen diente der 12 M mit Dachgepäckträger und Fichtenzweig-Deko regelmäßig als Hochzeitsauto – mit Konservendosen am Auspuff und „Frisch verheiratet“-Schild im Heckfenster.
Der Tankstellen-Testwagen:
In den 60ern stellten viele Tankstellen ihren Azubis einen alten 12 M hin – zum Üben von Ölwechsel, Zündkerzenprüfung und Ventileinstellen. Motto: „Wenn der 12 M’s überlebt, machste’s richtig.“
Weltkugel als Schlüsselkette:
Manche stolzen 12-M-Fahrer montierten sich das Ford-Weltkugel-Emblem (aus dem Grill) als Schlüsselanhänger oder gar Halskette. In der Szene galt das als „inoffizielles Fahrerabzeichen“.
Der 12 M als Feuerwehrwagen:
Ja, tatsächlich: Besonders in kleinen Dörfern liefen P4-Kombis mit Blaulichtaufsatz als kleine Löschfahrzeuge, meist mit Tragepumpe im Heck – fast schon liebevoll „Wasserträger auf vier Rädern“ genannt.
Legenden unter Bastlern & Oldtimerfreunden
„Er läuft immer“ – Mythos oder Wahrheit?
In 12-M-Kreisen kursiert bis heute der Satz:
„Du kannst ihn vergessen, aber er bringt dich trotzdem heim.“
Viele 12 M galten als „unkaputtbar“, selbst wenn sie nach drei Wintern durchrosteten.
„Der erste Fronttriebler, der auf dem Rückweg Öl verliert.“
Ein Seitenhieb auf den P4, dessen früher V4-Motor zwar mutig, aber auch tropfempfindlich war – Motorölverlust war seriennah, Schrauber nannten ihn liebevoll „der Öler“.
Spitznamen aus dem Alltag
Spitzname Herkunft/Bedeutung
„Weltkugel-Taunus“ Wegen des Emblems auf dem Kühlergrill
„Schwiegermutters Liebling“ Wegen der braven Form und bescheidenen Leistung
„Fordchen“ In ländlichen Regionen gebräuchlich für den 12 M
„Ölkugel“ Szene-Spitzname für den tropfenden V4 im P4-Modell
„Trabant-Schreck“ In der DDR-BRD-Grenzregion gefürchtet wegen höherer PS
Zusammengefasst:
Der Ford Taunus 12 M war kein Showstar – aber ein Alltagsheld, ein treuer Begleiter und ein Fahrzeug, mit dem man groß wurde, Urlaub machte, heiratete und manchmal sogar Abschied nahm. Und genau das macht ihn heute zu einem emotionalen Klassiker, der mehr Geschichten erzählt als PS.
Der Ford Taunus 12 M: Vom Weltkugel-Symbol zum Alltagshelden
Eine Reise durch fast zwei Jahrzehnte deutscher Autogeschichte
Der Ford Taunus 12 M ist mehr als nur eine Modellbezeichnung – er ist ein Stück Automobilgeschichte, das sich über mehrere Epochen hinweg gewandelt und angepasst hat, ohne dabei jemals seinen Grundcharakter zu verlieren: bodenständig, bezahlbar, zuverlässig.Was 1952 mit einem rundlichen, amerikanisch inspirierten Design begann, entwickelte sich über drei Generationen hinweg zu einem modernen, sachlich geformten Mittelklassefahrzeug mit europäischem Profil. Kein anderes Modell im deutschen Ford-Programm hatte bis dato eine vergleichbare Modellvielfalt und Laufzeit.Ein Überblick über die Entwicklung:Modell Baujahr(e) Besonderheiten
12 M (G13) 1952–1955 Weltkugel-Design, runder Look, einfacher Vierzylinder
Facelift 1955 ab 1955 Verfeinerte Front, neue Details
Facelift 1958 ab 1958 Amerikanischer Stil, mehr Chrom, neue Heckpartie
Facelift 1960 ab 1960 Abschied vom Altbau-Stil, reifer Auftritt
12 M P4 1962–1967 V4-Motor, Frontantrieb, US-Design, technischer Sprung
12 M P6 1966–1970 Sachlicher Look, moderne Linie, Komfortsteigerung
Facelift 1967 ab 1967 Neue Frontdetails, besserer Innenraum
Facelift 1968 ab 1968 Endausbaustufe, gehobene Ausstattung, SicherheitsfeaturesDer 12 M im Rückspiegel der Geschichte
Der Taunus 12 M wurde nie mit Superlativen beworben – und genau darin liegt sein Charme. Er war der Wagen für die breite Masse, ein „Volkswagen ohne Käfer-Allüren“. Er zeigte, wie man mit kontinuierlicher Modellpflege, technischer Weiterentwicklung und klarem Konzept ein verlässliches Rückgrat in der Mittelklasse bildet.Heute: Ein unterschätzter Klassiker
Zwar ist der 12 M kein Sammlerstar wie der Ford Capri oder Mustang – doch gerade seine Zurückhaltung und Ehrlichkeit machen ihn heute für Kenner interessant. Gut erhaltene Exemplare sind selten geworden, aber in Oldtimerkreisen genießen sie großen Respekt. Und das völlig zurecht.Der Ford Taunus 12 M war nie laut, nie extravagant – aber immer da, wenn man ihn brauchte. Und vielleicht ist genau das das größte Kompliment, das man einem Automobil machen kann.